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Mehr über die Geschichte Bettwil...

Urkundlich wird das Dorf erstmals im Jahre 893 in einer Zinsrolle des Fraumünsters Zürich als Petiwilare erwähnt, wo ein Hiltiger und dessen Bruder, sowie Reginger, Wilito und Luitperd abgabepflichtig waren. Von 1200 bis 1412 war Bettwil im Besitze der Herren von Heidegg. Auch das Kloster Einsiedeln hatte hier schon früh Besitzungen, wie ein im 12. Jahrhundert angelegtes Urbar vermeldet. 1412 kauften sich die Bettwiler von Heidegg los und stellten sich unter die Herrschaft der Österreicher. Drei Jahre später wurde es mit der Eroberung des Aargaus den Eidgenossen untertan und kam zum Freiamt. Das kleine Amt Bettwil bewahrte während der Reformationszeit – im Gegensatz zu andern Orten des Freiamtes – dem angestammten Glauben die Treue. Deshalb liess man den Bettwilern ihre «alten Freyheiten und Gerechtigkeiten». In Anerkennung seiner Standhaftigkeit erhielt das Dorf 1547 ein eigenes Dorfrecht. Das war etwas Aussergewöhnliches, dass einer Gemeinde das Recht zustand, ohne Beeinflussung von Seiten des Landvogtes, den Untervogt; die vier Richter, die zwei Dorfmeier, zwei Schätzer, den Harschier (Weibel), Kirchmeier, Sigrist und die Waisenvögte selbst zu wählen. Alle zwei Jahre wurde auf öffentlichem Platze die gewohnte Amtsgemeinde gehalten, in der in echt demokratischer Weise die Wahlen vor sich gingen.

Gesellschaftsscheibe von 1561

So stolz waren die Bettwiler auf dieses Recht, dass sie ihr Gericht auf einer Wappenscheibe abbilden liessen. Angefertigt wurde diese vom Zürcher Glasmaler Ulrich II. Ban, dessen Kunstwerke auch den Kreuzgang des Klosters Wettingen zieren. Bettwils Gesellschaftsscheibe stammt aus dem Jahre 1561 und ist nach dem Gutachten von Herrn Prof. Dr. H. Lehmann in Zürich die älteste zur Zeit bekannte ländliche Gemeindescheibe und darum ein sehr seltenes Stück. «Ein Ganntze Gmeind Zuo Bett Wil, Anno Domini 1561» stellt sie die acht Vorsteher der Dorfgemeinde auf dem schönen Lindenberg dar. Um einen runden Tisch im Freien sitzen sie bei reichlichem Mahle, wobei ihnen eine Frau in einer hölzernen Kanne den Wein zuträgt.

Im Jahre 1964 wurde die Güterzusammenlegung in Angriff genommen. Sie wurde notwendig, nachdem die Schweizer Armee Landkäufe von insgesamt 24 Hektaren getätigt hatte. Schon auf 1. Januar 1970 konnte der neue provisorische Besitzstand angetreten werden, nachdem vorher acht Areale für Neusiedlungen ausgeschieden worden waren, so dass heute jeder Betrieb im Schnitt drei Parzellen zu 324 Aren aufweist.

Die erfrischenden Wälder, die den Höhenzug oberhalb des Dorfes beherrschen, bilden mit dem offenen Kulturland und einer beglückenden Sicht auf See und Berge eine willkommene Erholungslandschaft. So wandern auf unsern gepflegten Wegen immer mehr Tages- und Wochenendtouristen, welche längere Wanderungen auf dem Rücken des Lindenbergs unternehmen, oder sich an einer heimeligen Feuerstelle irgendwo am Waldrand in gesunder Bergluft entspannen. Beglückt und bereichert verlässt man dieses Fleckchen Heimat, das Dorf der Breitenstein, Brunner, Büchler, Gauch, Joho, Meier, Moos und Wyss. Mancher nimmt sich im Stillen vor: Da oben war ich heut nicht zum letzten Mal!

nach Leo Landös

Quelle: Die Aargauer Gemeinden, 2. Auflage 1982